Wie das Mittelalter erfunden wurde, F. Zwidtmayr

Art.Nr.: 698-040

Populäre Irrtümer, Alltagsmythen und wie es dazu kommt, dass manche Unwahrheiten so hartnäckig sind
Warum gibt es eigentlich so viele Irrtümer über die Vergangenheit? Römische Statuen waren nicht weiß, sondern bunt bemalt und geschmückt - die weiße Statue ist eine Erfindung der Renaissance. Die Sterberate bei Gladiatorenkämpfen war überraschend niedrig (Was kein Argument für diese Art von Darbietung sein soll ...). Es war nicht Dschinghis Khan der Europa angegriffen hat und Kolumbus hat Amerika nicht für Europa entdeckt.
Ferdinand Zwidtmayr deckt anhand von vier großen Themen (Die flache Erde, Mobilität im Mittelalter, der Ritter ist Einzelkämpfer und die Existenz eines "deutschen" Staates im Mittelalter) und einigen dazwischen geschobenen Kurzkapiteln, nicht nur diese Irrtümer auf, sondern untersucht auch die Mechanismen, die dafür sorgen, dass sie überhaupt entstehen konnten und geht der Frage nach wie sie sich erhalten haben.
Das ist ein erfrischend innovativer Ansatz und so ist 'Wie das Mittelalter erfunden wurde' eben nicht nur eine Darstellung von populären Irrtümern, wie sie seit einiger Zeit Konjunktur haben, sondern verfolgt auch ein eigenes Ziel: Im Dialog mit dem Leser wird die kritische Rezeption jeder historischen "Wahrheit" eingefordert - und praktisch nebenbei eine aufwändig recherchierte Menge von Fakten weitergegeben.
kt., 160 S.

 

Rzension aus  Karfunkel Nr. 99

Wie das Mittelalter erfunden wurde? Was wurde denn an einer Zeitepoche groß erfunden? Ist doch eigentlich alles ganz klar: Die Menschen dachten, die Erde sei flach – auch weil sie ihr Leben lang in einem Dorf lebten und nichts von der großen weiten Welt wissen konnten. Wohl auch, da sie mit Dreißig schon den „Löffel abgeben“ mussten.
    Solche Aussagen über die Welt des Mittelalters sind weit verbreitet, werden teilweise sogar in der Schule gelehrt. Aber stimmen sie auch? Sind unsere Vorstellungen dieser Zeit wirklich so einfach gestrickt und dabei stimmig? Fragen, die sich Autor Ferdinand Zwidtmayr in seinem Büchlein „Wie das Mittelalter erfunden wurde“ stellt – und sie dann auch gleich ausführlich beantwortet und von allen Seiten beleuchtet. Ohne zu viel vom Inhalt des Buches zu verraten: Nein, die mittelalterlichen Menschen (und vor allem die geistige Elite) glaubten tatsächlich nicht daran, dass die Erde eine Scheibe mit Käseglocke darüber war. Zwidtmayr gibt anschauliche Beispiele: Der Reichsapfel als Symbol der Herrschaft in der Welt war immerhin keine „Reichsscheibe“, in Darstellungen werden kugelförmige Weltbilder beschrieben und gezeigt. Auch gab es durchaus Fernreisen, man denke nur an das Pilgern auf dem Jakobsweg, wobei Tausende Kilometer zurückgelegt wurden. Zwidtmayr klärt aber nicht nur über einige dieser „populären Irrtümer“ auf, sondern beleuchtet auch die Hintergründe, warum sie überhaupt entstehen und sich dann auch noch so weit verbreiten.
    Auf knappen 160 Seiten stapeln sich deshalb Informationen in großer Dichte, und ein Thema jagt das nächste, ohne aber zu kurz zu geraten. Gab es eine „deutsche Hauptstadt“ im Mittelalter? Wurden im Mittelalter Hexen verbrannt? Was machte eigentlich die Rittersleute aus? Das und einige Themen mehr bespricht der Autor recht kurzweilig, auch wenn man das Buch nicht mal eben nebenbei lesen sollte – dazu wird es dann doch zu komplex und auch zu interessant. Anstrengend für das Lesen war ne­ben der hohen Faktendichte und wissenschaftlich aufbereiteten Argumentation in der Vorabausgabe eine stattliche Anzahl von Fehlern (ein­schließlich der Unsicherheit, wer denn nun der Autor des Buches sein könnte), die aber hoffentlich im Interesse des Lesers im veröffentlichten Buch bestmöglich getilgt wurden.
    Wer also sich und seine Vorstellungen vom Mittelalter einmal hinterfragen möchte, ist bei Ferdinand Zwidtmayr bestens aufgehoben. Kleiner Wermutstropfen: Der Kaufpreis von rund 15 € wirkt für dieses doch kleine und kompakte Taschenbuch recht hoch.
agre
 

Preis:

14,95 EUR

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Wie das Mittelalter erfunden wurde, F. Zwidtmayr